Zeitgleich mit diesem Beitrag geht heute die Pressemitteilung raus, dass Aida und ich -nach 10 Jahren- operativ aus dem von uns gegründeten Unternehmen ausscheiden. Wir möchten dazu ein paar persönliche Worte an euch richten.
Über meinen Ausstieg bei Africa GreenTec gibt es auch einen heute [16:00 Uhr MEZ] erschienenen
#59 Torsten Schreiber von Africa GreenTec - Eine Legende geht, sein Erbe bleibt. - Goodcast - Podcast
Rückblick
Als wir heute vor 10 Jahren im Juni 2014 in Bamako in Mali auf einem 20 Megawatt Dieselgenerator von 1960 den Grundstein für Africa GreenTec gelegt haben, wussten wir noch nicht, was die darauffolgenden 10 Jahre für uns und unsere Kinder, aber vor allem für zehntausende Kinder in den Dörfern des Sahel bedeuten würden.
Denn wir wurden im Laufe der Jahre auch bedroht, erpresst, bekämpft, aber auch geliebt, wertgeschätzt und respektiert. Wir haben für über 1.5 Mio. Menschen, die unsere Fans wurden, in Afrika einen Unterschied gemacht, hunderte Startups & Forschungsarbeiten (Masterarbeiten, Doktorarbeiten) inspiriert und in (9) Ländern Afrikas erfolgreich Projekte umgesetzt. In weiteren Ländern sind derzeit neue Projekte in Vorbereitung.
Bilanz
Unser Unternehmen versorgt heute an 35 Standorten in Afrika, in denen über 150.000 Menschen leben, zufriedene Kunden mit 100% erneuerbarer Energie, die lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze ermöglichen. Durch uns sind mittelbar und unmittelbar viele kleine Unternehmungen entstanden. Tausende Kinder gehen (wieder) zur Schule. Migranten, die ihre Dörfer verlassen haben, kommen zurück und investieren in ihre Dorfgemeinschaft.
Wir haben mit unserer Arbeit für uns einen Unterschied gemacht -eine Delle in unserem Universum hinterlassen-. Darauf sind Aida und ich auch im Rückblick sehr stolz.
Wir konnten zB. für das World Food Programme, das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen und SOS Kinderdörfer, Projekte in den schwierigsten Regionen des Sahel, Projekte umsetzen. Unsere Anlagen laufen seit vielen Jahren zuverlässig und machen einen Unterschied.
Technologien
Wir haben als Pioniere neue Technologien entwickelt, die einen Unterschied machen und viele Andere inspirieren, eigene nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Eine Übersicht über die von uns entwickelten Produkte habe ich auch hier bereits im Forum vorgestellt.
Investoren - Kompatibilität
Manche Marktteilnehmer sind stärker gewachsen als wir, auch weil ich als Gründer oft die Zusammenarbeit mit Öl- und Gasfirmen verhindert wollte, denn die meisten unserer Wettbewerber sind von der Fossil-Industrie finanziert, und wir haben uns von Anfang an auf die schwierigsten Regionen konzentriert, auch weil Aida aus Mali und eben nicht aus Kenia stammt. Außerdem war für uns der Impact immer am Größten, wo die Schwierigkeiten am Größten waren. Eine Kombination, die sich oft nicht gut mit risikoscheuen Investoren vertragen hat.
Ich musste lernen, dass diese Logik für Investoren nicht nachvollziehbar war und ist.
Trotz all dieser Herausforderungen haben wir mit unseren lokalen Teams und Geschäftsführern für die Zukunft im Senegal neue Dörfer in Entwicklung, in Madagaskar sind viele Dörfer in der Pipeline, die unsere lokalen Teams in den nächsten Jahren zur impactsite ausbauen werden.
Auch wenn es in den Krisenregionen wie in Mali, Niger und Tschad irgendwann wieder stabiler wird, stehen wir mit unserer lokalen Organisation an der Seite der Zivilgesellschaft, das Engagement für erneuerbare Energien auszuweiten.
Loyalität zu unseren Mitarbeiter:innen
Das haben wir auch während Corona unter Beweis gestellt und gemeinsam sind wir durch schwere politische Krisen unseren Mitarbeitern und Kund:innen in den Dörfern treu geblieben. Viele Mitarbeiter:innen haben wir über Jahre vor Ort ausgebildet und wir sind für sie eingestanden auch in Ländern, in denen sich die meisten Organisationen zurückgezogen haben, als sich das politische Klima gedreht hat.
Die Menschen in den Dörfern
10 Jahre im Dienste von Menschen, die oft keine Stimme hatten, keine Perspektive, keine Würde, keine Zukunft. 10 Jahre, in denen wir sehr oft physisch und psychisch an unsere Grenzen gekommen sind, manchmal auch darüber hinaus, sowohl als Familie, als Menschen, als Eltern, als Unternehmer:in.
Es war eine aufregende Zeit mit unvergesslichen Momenten, wenn die Nacht, die Dunkelheit und die Stille über ein Dorf hereinbrach und wir am Abend gemeinsam mit tausenden Menschen im staub aufgewirbelten Laternenlicht unseres Stroms aus dem solartainer tanzten.
Danke an alle Menschen, die uns seit Jahren mit ihren Herzen unterstützen. Dazu gehören auch insbesondere unsere langjährigen Mitarbeiter:innen in Deutschland, Madagaskar, Tchad, Niger, Mali und Senegal, die zum Teil seit vielen Jahren mit uns an der gemeinsamen Vision von Africa GreenTec gearbeitet haben.
Danke an die Crowd
Besonderer Dank gilt unseren über 4.000 Crowd-Investoren und Investorinnen, die sich an verschiedenen Finanzierungsrunden mit ihrem Geld beteiligt haben und so alles, was wir bisher erreicht haben, möglich gemacht haben. Darunter auch unsere rund 40 Aktionäre die es nicht immer einfach hatten, unsere zum Teil verrückt erscheinenden Ideen mitzugehen und an uns zu glauben.
Danke auch an die vielen Journalisten und Medienschaffenden, Podcaster, Radiomoderatoren, die über uns berichtet und geschrieben haben. Ein ganz besonderes Herz und Dankeschön geht an unsere #WeDo Community, die sich dann für uns eingesetzt hat, als wir in das Kreuzfeuer einer politischen Hetzkampagne gegen Bündnis 90/ die Grünen geraten sind. Dazu hatte ich auch hier im Forum Stellung genommen.
Das bedeutet uns viel.
Das hat uns immer Kraft gegeben.
Reflektion
Manche Fragen, die wir nicht immer für Alle zufriedenstellend beantworten konnten und die auch immer Kontroversen in und außerhalb unserer Organisation ausgelöst haben konnten wir nicht immer lösen, denn natürlich prallten in unserem Leben auch außerhalb der eigenen Beziehung immer wieder Meinungen, Überzeugungen, Ideologien, Kulturen, Religion und “Welten” aufeinander. Man kann es nie jedem “Recht” machen.
Aida und ich sind unseren eigenen Weg gegangen und haben versucht, unser Bestes zu geben. Wir selbst hatten dabei nie den Anspruch 100% perfekt zu sein. Wir haben unsere Stärken und Schwächen, so wie jeder Mensch.
Eine große und für mich als Gründer wichtige Weggabelung war die Diskussion um die weitere Ausrichtung unserer Firma Ende letzten Jahres hier im geschlossenen Forumsbereich mit euch.
Seit Januar diesen Jahres haben wir deshalb gemeinsam mit meinem jahrelangen Weggefährten Wolfgang Rams auf die Übergabe des Staffelstabs hingearbeitet:
Mehr Infos zum Ausstieg im Podcast
Über meinen Ausstieg bei Africa GreenTec gibt es auch einen heute [16:00 Uhr MEZ] erschienenen
#59 Torsten Schreiber von Africa GreenTec - Eine Legende geht, sein Erbe bleibt. - Goodcast - Podcast
Wir freuen uns, wenn ihr künftig Wolfgang mit der gleichen Leidenschaft unterstützt wie in den letzten 10 Jahren Aida und mich und verbleiben herzlich
Euere Aida Torsten