Adhoc - Mitteilung vom 29. Juli 2023
In #Niger gab es nach Guinea, Tchad, Mali und Burkina Faso einen Militär-Putsch. Aufgrund der vielen Nachrichten, die mich erreichen, hier eine aktuelle Einschätzung der Lage, da die Medienberichterstattung sehr einseitig ist. In mali seit 2015, in #Niger seit 2016 als kommunaler Energieversorger aktiv.
Africa GreenTec hat derzeit 4 aktive Projekte/ Standorte in Niger und 10 Mitarbeiter:innen. Wir haben einen Rahmenvertrag über die Elektrifizierung von 50 weiteren Standorten, für den wir nach Finanzierung suchen.
In Deutschland sind Bilder von brennenden Reifen, Autos und wütendenden Afrikanern ein Stereotyp. Bilder von Militärs, die vor einer verwackelten Kamera eine Erklärung vorlesen wirken wie aus einer anderen Zeit.
Es ist die Gegenwart. Was wir erleben ist eine Zeitenwende. Der Sahel ist die in Ost-West-Richtung langgestreckte semiaride Übergangszone zwischen der Wüste Sahara im Norden und der Trockensavanne im Süden. Große Teile des Sahel (Senegal, Mauretanien, Guinea, Mali, Burkina Faso, Tchad und Niger) sind ehemalige, französische Kolonien. Im Sahel gibt es in Abständen von wenigen Jahren schwerwiegende Dürren, die zu Hungersnöten führen.
(7) Putsche in (5) Ländern in (3) Jahren – was der westafrikanische Staatengürtel von Guinea über Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad seit Sommer 2020 erlebt hat, ist beispiellos. Die deutsche Presse titelt: „Deutschlands Sahel-Scherbenhaufen“, doch das ist so nicht richtig. Wir arbeiten seit 10 Jahren in der Region und haben >100 Mitarbeiter in den betreffenden Ländern, versorgen Menschen in Dörfern -auch nach dem politischen Umsturz- mit Strom. Deutschland trifft im Sahel keine „Schuld“.
Was man der deutschen Politik vorwerfen könnte ist, dass sie zulange als Anhängsel französischer Post-Kolonialpolitik keine eigenen Akzente setzte, obwohl die Menschen in allen Ländern, die jetzt in tiefe Krisen stürzen, Deutschland als Partner schätzten. Der Fokus auf militärische Aufrüstung der Region entstammt der Geflüchteten-Krise 2015, als die CDU/CSU unter Kanzlerin Merkel den französischen „Anti-Terror-Kampf“ und die UN-Mission auch als Chance für eine EU-Migrations-Abschottungspolitik gesehen hat. Diese Abschottungspolitik führte in die heutige Situation:
Hier ein Video von 2017 was genau beschreibt wie der Kochtopf seinen Deckel bekommen hat
Wie im Beitrag gesehen, durch Niger gehen 90% der Fluchtrouten. Bei einer Bevölkerung wo 2/3 unter 25 Jahre und arbeitslos sind, eine gefährliche Mischung, die sich jetzt in der gesamten Region entlädt.
Die Vereinten Nationen und die französischen Kräfte werden bis Ende des Jahres abziehen, ähnlich kopflos wie in Afghanistan, mit ihnen auch viele Initiativen, Hilfsorganisationen. Das Vakuum werden Terrorgruppen und russische Söldner auffüllen. Die werden nicht mit „Investitionen“ kommen, sie sichern die Minen und werden die Länder aussaugen. Ein Teufelskreis, der in einer Massen-Migration endet. Ein Kalkül das in Russlands perfide Afrikapolitik passt. Denn mehr Migrationsdruck auf Südeuropa schwächt die ohnehin schon zerstrittene EU in der Migrationsfrage und führt zu einem Rechtsruck.
Wir werden weiter machen, wir arbeiten mit Dorfgemeinschaften, mit der Zivilgesellschaft, mit Bürgermeistern und Dorfchefs, Frauen-Kooperativen und jungen Menschen die ihr Leben in die Hand nehmen wollen. #WeDo