Live-Blog | Entwicklung der Sicherheitslage im Sahel seit 2023

Danke für deine ausführliche Berichterstattung und Einschätzung.

2 „Gefällt mir“

Nach ersten Berichten scheint die Regierungspartei im Senegal gestern klar gewonnen zu haben.

4 „Gefällt mir“

Update zur Sicherheitslage im Sahel - Stand Ostern 2025

Hallo Zusammen,

es gibt schon lange kein Update von mir zur Sicherheitslage im Sahel und auch bei Gesprächen mit Investoren ist das Thema Sicherheit im Sahel natürlich immer ganz oben zumindest was die Lage der Dörfer angeht.

Hier aktuell ein Update Stand April 2025 über die Entwicklung der Sicherheitslage im Sahel. Ich schreibe diese Zeilen am Ostersonntag aus Mali.


Im Jahr 2024 hat sich die Sahelzone zum globalen Epizentrum des Terrorismus entwickelt: 51 % aller weltweit durch Anschläge verursachten Todesfälle ereigneten sich in dieser Region. Obwohl die Zahl der Angriffe in Burkina Faso leicht zurückgegangen ist, eskaliert die Gewalt im Niger und greift mittlerweile bis an die westafrikanischen Küstenstaaten über. Verantwortlich dafür sind ein massiver Sicherheitskollaps, geopolitische Machtverschiebungen und der Kampf um natürliche Ressourcen.

Insgesamt hat sich die Lage in den letzten Monaten weiterhin massiv verschlechtert.

Mali, Burkina Faso und Niger verlassen Staatenbund Ecowas – neue Allianz mit Russland

Die Militärjuntas der drei Länder sehen in der Westafrikanischen Ecowas ein Instrument der Ex-Kolonialmacht Frankreich. Sie wendeten sich zuletzt immer stärker Russland zu.

Die Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso und Niger verlassen nach 50 Jahren die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas). Der Austritt, den die drei Staaten vor einem Jahr beschlossen hatten, ist trotz mehrerer Vermittlungsversuche nun in Kraft getreten.

Die drei Militärjuntas hatten im Jahr 2023 die Allianz der Sahel-Staaten (AES) ins Leben gerufen, deren wichtigster Partner Russland/ Putin ist. Die AES ist eine Konföderation für gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik mit eigener Investitionsbank und vielen gemeinsamen Infrastrukturprojekten. Mit Russland haben die AES-Staaten Abkommen über Zusammenarbeit etwa in den Bereichen der Verteidigung, Landwirtschaft und Bildung geschlossen.

Rund 73 Millionen Menschen verlassen nun mit dem Austritt der drei Länder aus der Ecowas den Binnenmarkt mit Freizügigkeit und politischer Kooperation zwischen bisher 15 Staaten.

Die Beziehung ist seit Militärputschen in Mali 2021, Burkina Faso 2022 und dem Niger 2023 und darauffolgenden harten Ecowas-Sanktionen stark belastet. Ecowas schrumpft damit um mehr als die Hälfte der Fläche, auf der allerdings nur etwa ein Sechstel der insgesamt rund 440 Millionen Einwohner lebt und die etwa ein Zwölftel der gemeinsamen Wirtschaftsleistung beiträgt.

Mit dem Austritt der AES aus der Ecowas wird auch die Freizügigkeit zwischen den Nachbarländern und das Reisen und die Visas schwieriger. Davon sind auch Aida und ich unmittelbar betroffen.


von links, Militärjunta-Führer aus Mali, Niger und Burkina Faso

Trotz mehrfacher Ankündigungen halten sich die drei Putschisten weiter an der Macht.

Diplomatische Krise zwischen Algerien und den drei Ländern der Allianz der Sahel-Staaten

Ein in Europa völlig unbekannter Konflikt der auch in den Medien nicht vorkommt ist ein aufkommender Konflikt mit dem flächenmäßig größten Land Afrikas, Algerien.

In einem am 7. April, veröffentlichten Kommuniqué weist die algerische Regierung die von Mali erhobenen (und von den beiden anderen AES-Ländern unterstützten) Vorwürfe zurück, wonach Algerien angeblich mit den terroristischen Gruppen, die in der Sahelzone agieren, zusammenarbeitet.

Algerien weist Versuche entschieden zurück, "die in allen böswilligen und systematisch unbegründeten Haltungen enthalten sind, mit denen die in Mali herrschende Putschistenjunta vergeblich versucht, unser Land zum Sündenbock für die Niederlagen und Enttäuschungen zu machen, für die das malische Volk den höchsten Preis zahlt“, heißt es in der algerischen Erklärung.

Die Spannungen zwischen den beiden Ländern hatten sich verschärft, nachdem das algerische Militär eine malische Drohne abgeschossen hatte, die an der Grenze zwischen Mali und Algerien Jagd auf dschihadistische Gruppen machte.

Den algerischen Angaben zufolge wurde die Drohne in der Nacht vom 31. März auf den 1. April abgeschossen, nachdem sie zweimal über algerisches Territorium geflogen war. Nach Angaben von Algier ist dies nicht die erste Verletzung des algerischen Luftraums durch eine malische Drohne, sondern bereits die dritte innerhalb weniger Monate. Die ersten beiden Verstöße ereigneten sich am 27. August 2024 bzw. am 29. Dezember 2024“.
Als Reaktion auf den Abschuss des Flugzeugs kündigten Mali und seine Verbündeten Niger und Burkina Faso an, ihre jeweiligen Botschafter in Algier abzuberufen. Im Gegenzug beschloss Algier, „das Prinzip der Gegenseitigkeit anzuwenden und seine Botschafter in Mali und Niger zu Konsultationen zurückzurufen und die Ernennung seines neuen Botschafters in Burkina Faso zu verschieben“.

Unterdessen hat die algerische Regierung „die Unfähigkeit der Putschisten“ unterstrichen, „einen wirklichen und wirksamen Kampf gegen den Terrorismus zu führen, indem sie dessen Leitung Söldnern anvertraut hat, unter denen Afrika in seiner jüngsten Geschichte so sehr gelitten hat“. Eine klare Anspielung auf die Soldaten der russischen privaten Militärfirma Wagner, die seit langem in Mali präsent sind. Gleichzeitig unterhält Algier aber auch wichtige militärische Beziehungen zu Moskau, das nun vielleicht versuchen muss, die Spannungen zwischen seinen strategischen Partnern in diesem Teil der Welt zu entschärfen.

Wo befinden sich die Dörfer von Africa GreenTec ?

Eine Frage, die ich immer wieder bekomme, wo befinden sich die Dörfer von Africa GreenTec und wie gefährlich ist die Arbeit für Mitarbeiter von AGT?

Grundsätzlich kann man sagen, dass der dunkelrote Bereich der aktiven Kontrolle von Boko Haram, IS im Sahel und Al Quiada unterliegt und eine absolute „NoGo“ Zone ist - auch für lokale Kräfte von Africa GreenTec.

Ich bin bis zu meinem Ausscheiden mit Eskorte und gepanzerten Fahrzeugen noch in den „High Risk“ Zonen aktiv gewesen sowohl in Mali, als auch in Niger und im Tchad. Dort können die lokalen Kräfte noch einigermaßen „low level“ arbeiten.

Aktuell wird es aber zunehmend schwieriger. Aida ist seit 2 1/2 Monaten in Mali und grüßt euch Alle.

Aida und ich haben zu dem Thema vor 5 Jahren auch mal ein kleines Video gemacht:

1 „Gefällt mir“

Danke für den Überblick über die Lage im Sahel. Es ist so traurig, was die Macht- und Geldgeilen Machthaber den Menschen antun und dass der globale Norden das völlig ignoriert, weil er mit seinen eigenen Problemen (im Vergleich eigentlich Problemchen) beschäftigt ist.