Kühlketten, wie können wir Landwirte nachhaltig und energieeffizient unterstützen?

Wir beschäftigen uns schon seit Längerem mit der Frage, wie wir Landwirte in ländlichen Regionen in Subsahara-Afrika stärken können. 54% der Bevölkerung in Subsahara-Afrika sind Landwirte und viele von ihnen Selbstversorger. Wenn wir uns dann die Zahlen zum Thema „Food lost“ ansehen, werden wir mit einer erschreckenden Realität konfrontiert. 40% der Obst- und Gemüseernte verderben in Subsahara-Afrika jährlich. Wir haben uns intensiv mit dem Thema Kühlketten beschäftigt und würden euch gerne mit in die Diskussionen nehmen. Neben der Entwicklung des Cooltainers, den wir dieses Jahr noch auf den Markt bringen und Kooperationen bezüglich energieeffizienter Kühlschränke, haben wir den Wunsch noch mehr zu tun. In der Afrika GreenTec Community liegt viel wissen auf das wir auch in diesem Thema zurückgreifen wollen. Wisst ihr von alternativen Lösungsansätzen für den Aufbau von Kühlketten in ländlichen Regionen des Globalen Südens, Produktinnovationen oder Projektbeispiele? Nehmt uns gerne mit in eure Ideen, um gemeinsam einen Unterschied zu machen.

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Kühlketten sind eines der wichtigsten Themen in den meisten Subsahara-afrikanischen Länder. In Mali, zum Beispiel, hat die Regierung mit Hilfe der Weltbank eine Kühlhalle eingerichtet die bis Heute Export Firmen wie Yaffa et Frères ermöglicht hat seine Export Kapazität von 200 tonnen auf ca. 1000 tonnen zu erhöhen!

Link: https://spore.cta.int/fr/marketing/all/article/le-mali-s-equipe-pour-exporter-ses-mangues-sid085efbab7-7ff5-4134-99cc-8a63a21c0707

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Hallo Jasper,

inwieweit werden denn bereits Methoden zur Verbesserung der Lagerungseigenschaften der Lebensmittel angewandt? Gibt es da vielleicht schon lokales Expertenwissen oder kann man alternativ Workshops durchführen?

Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber neben der Herstellung von Marmeladen gibt es ja auch z.B. die Möglichkeit, gewisse Gemüse- und Obstsorten durch gezielte Fermentation über einen längeren Zeitraum reifen zu lassen. Auch durch Pökeln, Räuchern oder Trocknen lassen sich manche Lebensmittel länger haltbar machen. Dörrobst ist dafür ein Beispiel.

Ansonsten ist natürlich luftdichtes Verpacken (Vakuumieren) eine Möglichkeit, die Lagerungseigenschaften zu verbessern. Man könnte dafür einen Kompressor über den Solarstrom betreiben. Problem dabei wären dann die Kunststoffverpackungen, aber vielleicht gibt es da nachhaltige Mehrzwecklösungen. Agiert der CSR-Partner Liebfeld nicht in dem Bereich der Küchengeräte? Vielleicht haben die dazu eine gute Idee.

Technisch bieten sich zur Kühlung neben dem Cooltainer noch eine Adsorptionsbasierte Technologie an, bei der man die Abwärme der Batterien und die Differenz zur relativ hohen Umgebungstemperatur nutzt. Da ist der Technologiereifegrad aber meines Wissens noch nicht ausreichend, um das ganze kosteneffizient zu gestalten.

Man könnte sonst eventuell Gruben ausheben und diese zusätzlich mit Isolationsmaterialien versehen.

Als letztes fällt mir nur noch ein Anreiz für die UnternehmerInnen ein, sich eigene Kühltruhen über Ihren Bedarf hinaus anzuschaffen, welche neben den Batterien und dem Cooltainer eine zusätzliche dezentrale Speicherungsmöglichkeit für die Solarenergie liefern. Diese könnten dann an die Dorfbewohner weitervermietet werden, evtl. kann das auch ein eigenes dezentrales Businessmodell sein. Die Firma Solarchill vertreibt z.B. solche Gefriertruhen (https://www.solarchill.org/).
Ganz nebenbei hätte man dadurch noch ein Instrument für Demand Side Management.

Ich hoffe, dass die Überlegungen weiterhelfen und nicht zu weit von der Realität entfernt sind.

Viele Grüße,

Leo

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Hallo,
Wie oberhalb von Leo beschrieben, fällt mir da auch als erstes Abwärmenutzung ein.
Zum einen, die Nutzung der überschüssigen wärme der AfricaGrentec Container, aber vielleicht in Zukunft auch darüber hinaus ein System, das sich (am besten relativ) simpel auch an die Generatoren etc, die in den Dörfern ja öfters mal vorhanden sind, anschließen lässt.
Unternehmen, die in jüngerer Zeit solche alternativ Energienutzungen vorantreiben, gibt es gerade immer öfter, einige haben da auch schon ganz gute Referenzen. Eines habe ich gerade nach kurzer Suche entdeckt, das auch direkt versucht, genau den Anwendungsfall (Kühlung) darzustellen, den wir brauchen:
https://www.soundenergy.nl/our-technology/

Viele Grüße
Merlin

Hallo Leo, Hallo Merlin,

da habt Ihr ein paar schöne Ideen zusammengetragen. Bei meinen Reisen in Mali habe ich in unseren Dörfern bisher über die Kühlung hinaus kaum weitere Methoden für die Lagerung von Lebensmittel gesehen. Über Workshops könnte man nachdenken. Häufig werden Früchte aber zu Säften verarbeitet und auch gekühlt oder sogar gefroren verkauft. Gelegentlich werden Früchte, aber auch kleine Fische getrocknet - interessanter Weise vor allem in den Dörfern der Kayes-Region. Dort gibt es natürliche Tümpel mit kleinen Fischen, die am Straßenrand verkauft werden, ob sie nur getrocknet werden oder auch gepökelt weiß ich leider nicht. In den größeren Städten findet man dann aber natürlich auch lokal produzierte Marmeladen und andere eingekochte und verarbeitete Speisen wie Chili-Saucen.

Die Adsoprtionsbasierte Kühltechnologie und auch die Technologie, die Merlin verlinkt hat, benötigen hohe Abwärmetemperaturen um effizient zu arbeiten. Diese liegen weit über den Abwärmetemperaturen unserer Wechselrichter und Batterien. Leider stellen diese Technologien in näherer Zukunft keine sinnvolle Möglichkeiten für uns dar, man benötigt eher heiße Abgase von Verbrennermaschinen, die wir ja vermeiden und ersetzen wollen.

Die Idee der Gruben ist eine sehr schöne. Wir haben uns das bereits für die Kühlung unserer Wechselrichter überlegt und auch einen Test gemacht. Die Idee war über einen Erdwärmetauscher, wie sie bei uns in Deutschland für die Gebäudekühlung verwendet werden, den Wechselrichtern kühlere Luft zuzuführen. In Deutschland haben wir ja in etwa 1,5m Tiefe in den meisten Fällen um die 10-12°C. In Gouméra haben wir also für den Test einen Temperaturfühler 2m tief eingegraben. Die Temperatur ist in 4 Wochen von 38°C nur um 3K auf 35°C gesunken. Der Boden hat wohl leider besonders in der trockenen, heißen Zeit eine sehr geringe Wärmleitfähigkeit durch mangelnde Feuchtigkeit bzw. tiefe Grundwasserstände. Wir haben die Idee daher nicht weiterverfolgt. Ob es in der Regenzeit reicht, um Obst und Gemüse länger zu lagern, könnte man ggf. noch einmal mit lokalen Experten diskutieren.

Zum Abschluss: Leo’s Idee der Kleinunternehmer die Kühlung anbieten, ist aus meiner Sicht eine sehr erstrebenswerte. Wir sehen das in reicheren Dörfern auch bereits. Einige wenige unserer unternehmerischen Kunden praktizieren das bereits in kleinem Maßstab. Ich halte es besonders in Dörfern für die ein Cooltainer zu groß ist, für eine gute förderungswürdige Lösung. Demand Side Management in dieser Kleinteiligkeit zu betreiben ist für uns aber noch zu aufwendig, für die Zukunft haben wir das aber natürlich auf dem Schirm. Wir beginnen nun mit dem Cooltainer und der Wasserreinigungsanlage mit dem Demand Side Management zentral steuerbarer Verbraucher und entwickeln dann weiter.

Danke für Eure Anregungen und viele Grüße,
Lorenz

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