Wenn meine Quellen stimmen, gehen über 90% des Primärenergiebedarfs eines typischen Subsahara Haushalts für das Kochen drauf, wofür in der Regel Brennholz bzw. Holzkohle verwendet wird. Da das nicht nur die bedeutendste Ursache für Waldverluste in Afrika ist, sondern über die schleichende Rauchvergiftung mehr Menschen tötet als Malaria, Tuberkulose und AIDS zusammen (was beides kaum jemand zur Kenntnis nimmt), wäre es sehr wichtig, hier Verbesserungen zu erreichen. Daher meine Frage: richtet sich euer Engagement eher an den Strombedarf lokaler Unternehmen plus vielleicht ein bisschen Beleuchtung und Handyaufladen (was natürlich auch schon viel wert ist, deshalb habt ihr ja meine Unterstützung), oder ist euer Solarstrom sogar günstig genug, dass arme Haushalte auf das Kochen mit Strom umsteigen können? Und, falls der Preis nicht das Problem ist, wo seht ihr das größte Hindernis auf dem Weg zum Kochen mit Solarstrom?
Ich bin mal als interessierter Laie so frei, zu antworten:
zum Kochen wären Solarkocher auch geeignet, Holz und Holzkohle zu ersetzen.
Wäre sicher theoretisch denkbar, dürften nach meiner Einschätzung aber in der Anschaffung zu teuer sein für Haushalte um die Armutsgrenze und darunter.
Funktioniert sehr gut in Flüchtlings-Camps, weil die dort tagsüber Zeit zum Kochen haben.
Die SKs werden aber gesponsort, weil einfach zu wenig Geld da ist.
Siehe www.eg-solar.de
Super interessantes Thema! Habt ihr in diesem Zusammenhang schon von dem „Wonderbag“ gehört? Um Geldbeutel, Gesundheit, Hab und Gut und das Klima zu schützen, sowie den kochenden Frauen mehr selbstbestimmte Zeit zu schaffen, ist man in Südafrika dabei, mit dem Wonderbag das Kochen zu revolutionieren. Um das Kochen mit Parafin oder Holz auf ein Minimum zu beschränken, wird der Kochtopf nur wenige Minuten erhitzt und kommt dann in den Wonderbag um weiter zu garen. Der Wonderbag konserviert die Hitze und die eigentliche Hitzequelle (Parafin oder Holz) kann wieder gelöscht werden. Schaut mal unter www.wonderbagworld.com. Die Kombination mit Solarstrom ist hierbei noch besser! Eine Herdplatte lässt sich mit Strom noch effizienter steuern und es entstehen überhaupt keine giftigen Abgase mehr. Der Topf verrußt nicht mehr und kann ohne Umfüllen direkt in den Wonderbag. CO2-freies Kochen dank Solar-Strom! Vielleicht weiß Aida ja, ob die Kochkultur in Subshahara mit der in Südafrika vergleichbar ist? Wenn sowieso Strom in den Haushalt gelegt wird, könnte eine mobile Herdplatte eine sinnvolle Investition sein. Die Frauen brauchen kein Holz mehr sammeln, sparen enorm Zeit fürs Kochen und könnten in der gesparten Zeit eigenes Geld verdienen oder Bildungseinrichtungen besuchen. Vielleicht finden sich ja in einem der AGT-Dörfer Frauen und Männer zusammen und produzieren den Wonderbag für ihre Region. In Südafrika ist so ein Start-up entstanden und die Frauen und Männer haben sinnvolle Jobs. Eine echte Erfolgsstory, die wir vielleicht noch toppen können…
Cool, die kannte ich noch nicht. Wenn man für ca. 25 € Investition dauerhaft 70% der Energie einsparen kann, muss sich das ja wie warme Semmeln verkaufen. Besonders sinnvoll natürlich, wenn man den Herd direkt ausschalten kann, was bei Strom deutlich leichter geht als bei Holzkohle. Könnte man ja gleich im Set mit den E-Herd überall verkaufen, wo Strom hinkommt.
Btw.: in der Literatur ist in diesem Zusammenhang oft von Induktionsherden die Rede, die hier in D aber ja eher als Luxusgut gelten. Kennt jemand die Hintergründe?
Prima Idee: die gute alte „Kochkiste“, die unseren Großmüttern beim Energiesparen geholfen hat, in buntem afrikanischem Gewand! In der Kombination mit Elektroherden wären natürlich auch Dampfgartöpfe/Dampfdrucktöpfe eine Einsparalternative. Diese sind in unserem Haushalt ständig im Einsatz und reduzieren den Stromverbrauch messbar. Kurzum, die Idee vom offenen Feuer auf das Kochen mit Strom umzusteigen, wäre ein großer Gewinn für die Frauen mit ihren Familien und das Klima.
Zunächst eine super Überlegung. Hab gelesen, das in Mali eine Familie im Schnitt 15-20 Euro / Monat für Brennholz ausgibt, sofern diese nicht selbst sammelt.
Ein günstiges, energiesparendes Glaskeramik – Kochfeld (~25€ im Einkauf, 30% weniger Energie im Vergleich zur Kochplatte) könnte aufgrund der Einfachheit möglicherweise akzeptiert werden und unter Umständen, abhängig von zeitlich angepassten Stromtarifen, wirtschaftlich konkurrieren können.
ABER: für das Kochen von z.b. 2 kg Kartoffeln benötigt man rund 2 kWh, wenn der Kochtopfboden plan ist. Plus: Alle kochen zu ähnlichen Zeiten. Mit einer AGT Container mit aktuell vielleicht 45 KW Peak könnten daher selbst zur Mittagszeit wohl nur 20 – 30 Familien kochen.
Solarkocher selbst haben deutliche Nachteile:
- Hundertprozentige Abhängigkeit vom Sonnenschein. Wolkenverhangener Himmel, dann ist Kochen unmöglich.
- Die Anwendung lohnt sich bei zu wenig oder zu kurzen Sonnenschein (z. B. am Abend) kaum.
- Das Kochen mit dem Solarkocher muss praktisch immer im Freien erfolgen.
- Das Kochen dauert länger und ist schwieriger zu timen. Nur beim Parabolkocher (ab 1,4 Meter Reflektordurchmesser!) werden vergleichbare Kochzeiten erzielt.
- Oft müssen Kochgewohnheiten verändert werden, was die Akzeptanz einschränkt.
- Solare Kocher sind wegen der niedrigen Gartemperatur für bestimmte Speisen ungeeignet.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Solarkocher in der Regel nur etwa 30 bis 40 % des Brennholzes einsparen können. Dies ist weniger als verbesserte Kochherde leisten, die 50 % und mehr einsparen.
Hallo liebe Community,
die Thematik ist auch aus unserer Sicht super wichtig aufgrund des hohen Ressourceneinsatzes, den ihr hier bereits erwähnt habt. Wir freuen uns über Lösungsideen, da auch wir noch kein Allheilmittel aktuell sehen.
Kochen mit dem Strom aus dem Solartainer: Alexanders Überlegungen zu dem Thema treffen den derzeitigen Kern der Herausforderung sehr gut. Öfen und Kochfelder benötigen eine recht hohe angeschlossene Leistung und belasten das Netz dadurch sehr. Aufgrund dessen ist es derzeit noch schwierig, Standardherde und Öfen über ein autarkes Minigrid zu betreiben.
Vielleicht gibt es eine Kombination aus Solarkocher und Strom, die gleichzeitig in der Anschaffung nicht zu teuer ist?
Ein weiterer bekannter Ansatz ist Biogas. Dieser könnte gut funktionieren und es gibt und gab bereits spannende Ideen in diese Richtung. Mein letzter Stand ist, dass es hier oft an der Logistik und Aufbewahrung scheitert. Kennt jemand vielversprechende aktuelle Ansätze in diese Richtung?
LG Jörg
Ein m. E. interessanter Kompromiss zwischen der Nutzung von Solarenergie und Biomasse zum Kochen ist der ACE One (https://africancleanenergy.com/ace-one/), der die Solarenergie nur nutzt, um einen Ventilator zu betreiben, der die Sauerstoffzufuhr und damit den Verbrennungsprozess optimiert. Die benötigte Hitze stammt zwar weiterhin aus Biomasse, aber der Bedarf an Brennholz wird deutlich reduziert und es entstehen angeblich kaum schädliche Abgase oder Rauch.
Auch für die Holzkohleherstellung gibt es viel Potenzial zur Verbesserung der Wirkungsgrade und damit zur Verbesserung der CO2-Bilanz und zur Reduktion des Drucks auf die natürlichen Ressourcen, indem man die traditionellen Meiler durch moderne Geräte ersetzt, wie zum Beispiel dieses: https://greenpower.equipment/produkciya/charcoal-kiln-ck-2-ekko/ das aber auch wiederum eine Stromanschluss braucht und für den Kleinbauern, der als Zusatzerwerb Holzkohle produziert, natürlich zu teuer ist.
Eine Kombination dieser beiden Techniken würde das eingangs formulierte Problem zwar nicht komplett beseitigen, aber deutlich verkleinern.
Liebe Mitstreiter,
AGT hat ja den Cool-Tainer im Angebot. Wäre nicht auch fürs Erhitzen, zum Kochen/Backen eine Art Hot-Tainer als Community-Lösung eine Idee?
Man könnte ihn als zentrale Kochstelle in einem Dorf einrichten, mit der Möglichkeit zu Kochen, zu backen, Dampfgaren, o.ä. …
Das würde das Netz nicht so stark belasten wie viele dezentrale Koch-Stellen: Die Wärme könnte mit effizienten Heizelementen bereitgestellt werden. Außerdem geht weniger Energie verloren, wenn mehrere Personen an der bereits heißen Kochstelle nacheinander kochen und nicht dezentral viele Kochstellen aufgeheizt werden und die Restwärme jeweils verpufft.
Der oben erwähnte „Wonderbag“ würde die Sache ergänzen und könnte das Essen bis nach Hause warm halten…
lg
Simon
Was ist denn aus (B)Energy geworden? Ist das System doch nicht so gut geeignet?
Hallo Alexander,
die Zusammenarbeit mit (B) Energy ist leider nicht fortgeführt worden, weil wir uns nicht auf ein gemeinsames Vertriebs- bzw. Erlösmodell einigen konnten.
Ich habe selbst schon solche Kocher im argentinischen Chaco gebaut, verwendet und an Leute ausgeliefert. Es funktioniert gut, aber es dauert schon ca. 45min um ein paar Liter Wasser zu erhitzen. Vielleicht lässt sich das trotzdem mit der west-afrikanischen Küche vereinbaren? Wenn mein gambischer „Adoptiv-Bruder“ kocht, dauert das auch gut 3h.
Was wir im Chaco auch verwendet haben, waren Solartrockner, ungefähr vergleichbar mit diesem Modell: Produktbeschreibung - solartrockner.at
Die sind kostengünstig im Bau und Obst und Gemüse lässt sich ohne den verlustreichen Weg der Elektrifizierung haltbar machen.
Ich musste sofort an die Solartrockner denken, als ich im Investorenpaket die Mangos entdeckt habe