Hallo @Simon
eine sehr wichtige und richtige Frage. Selbstverständlich verhandeln wir auch mit VCs und institutionellen Investoren. Wie Du schon selbst in deinem Beitrag eingeleitet hast, ist der Unterschied bei „institutionellem“ Geld oft das Sicherheitsbedürfnis und die hohen Anforderungen an Compliance, die in Regionen wie Mali, Niger und Tchad aktuell nicht einfach abzubilden sind.
In unserem Kernland Mali hat sich die Situation in den letzten Jahren immer wieder verschlechtert, was für uns bei Africa GreenTec immer ein Grund war weiter zu machen. Die gute Nachricht ist, in Mali gelingt uns dieses Spagat, weil wir in 2016 eine Anleihe emittiert haben und die Investoren überzeugen konnten die Konditionen an die Lage anzupassen. Die Menschen in den malischen Dörfern haben Strom und wir konnten sogar sehr spannende Partner wie Atmosfair gewinnen, die uns auch mit größeren Summen Fremdkapital zur Verfügung stellen.
Bei „equity“ also Eigenkapital- oder Mezzanin-Kapital, um das es sich bei dem Genussrecht handelt, welches wir euch zur Zeichnung zur Verfügung stellen, geht es darum an die Grundidee zu glauben, die Vision und die Mission. Die Risiken bei Eigenkapital liegen extrem stark in solchen Themen wie „Keyman-Risk“ oder eben Compliance-Risks. Also konkret laufen bei größeren Investoren solche Fragen eben auch auf das Sterbe oder Entführungsrisiko von Aida und mir als Gründer heraus. Dieses Risiko können wir leider nicht „wegdelegieren“, denn die Entscheider in den Ländern möchten auch mit den Entscheidern ihrer Partner sprechen und arbeiten. Das bekommt man oft nicht „compliant“ hergestellt, denn würde man diese Risiken professionell vermeiden wollen, müssten wir schlicht zuhause in Deutschland sitzen bleiben und uns nicht bewegen.
Das ist ein Punkt, ein anderer Punkt ist, dass sehr viel institutionelles Geld auch aus der Fossil- Waffen- oder Hedgefonds-Industrie stammt, dh. auf der anderen Seite sitzen dann Shell, Total oder RollsRoyce oder Saudi-Arabien. Hier bauen wir als Africa GreenTec zunehmend die Vorbehalte ab, weil das sehr stark von mir getrieben war hier kein Geld anzunehmen, aber wir uns bei starkem Wachstum vermutlich nicht die Investoren aussuchen können. Dh. hier versuchen wir offener zu werden.
Der dritte und vermutlich entscheidende Punkt ist, dass Africa GreenTec noch kein Unternehmen ist, dass so sehr mit Prozessen und Compliance durchdrängt ist, weil es noch sehr stark Inhabergeführt ist, auch hier werden wir in den nächsten 2-3 Jahren uns verändern, konkret werde ich meinen Einfluss stärker abgeben und mehr kompetente Führungskräfte mit an Bord holen, so wie z.B. Wolfgang Rams, der schon heute viele Bereiche verantwortet im Bereich Finanzen und Controlling. Im Controlling planen wir die Einführung von SAGE einem international anerkannten Tool. Auch für solche Schritte brauchen wir Kapital, gute Mitarbeiter -insbesondere bei diesem Risikoprofil- sind teuer. Guter Rat ist teuer.
Konkret planen wir einen dritten Vorstand und gleichzeitig eine stärkere Verlagerung der Teams nach Senegal um mehr „local content“ ins Unternehmen zu holen.
Ich hoffe ich konnte dir deine Frage beantworten.
Liebe Grüße aus dem Senegal
Torsten & Aida